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Adoniskraut - Adonidis herba [DAB 1999]

Stammpflanze: Adonis vernalis L. / Frühlings-Adonisröschen [Fam. Ranunculaceae/Hahnenfußgewächse]. Synonyme: Heute weder in der wissenschaftlichen noch sonstigen Literatur gebräuchlich. Lediglich in älteren, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Quellen finden sich Bezeichnungen wie Adonanthe vernalis SPACH, Adoniastrum vernale SCHUR, Adonis apennina L., Adonis davurica REICHB., Adonis helleborus CRANTZ, Adonis ircutiana FISCH. und Adonis parviflora JANKA. Dt. Synonyme: Böhmische Christwurz, Doniröschen, Frühlingsadonis, Gelb Adonis, Gelb Christwurzel, Herzesche, Hühnerfrecker, Hunneblaume, Kaluse, Schwartz Nießwurtz, Sternesche, Teufelsauge, Ziegenblume; Englisch: oxeye, pheasant's-eye, spring adonis.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Von April bis Mai blühendes, 10 bis 40 cm hohes, ausdauerndes Kraut, welches einen kräftigen, schwarzbraunen Wurzelstock besitzt. Der mit Längsriefen versehene Stengel ist aufrecht, einfach, selten auch verzweigt, am Grunde mit Schuppen besetzt und markmaltig. Die dem Stengel entspringenden Laubblätter sind mehr oder weniger sitzend und stengelumfassend. Die Blattspreite ist zwei- bis vierfach fiederschnittig mit schmal linealischen, nach unten gebogenen Zipfeln, die kahl oder zerstreut behaart sind. Die einzeln am Ende der Sprosse stehenden Blüten besitzen einen Durchmesser von 4 bis 7 cm. Sie bestehen aus 5 breit-eiförmigen, weichhaarigen Kelchblättern und 10 bis 20 etwa doppelt so langen, schmal-keilförmigen, an der Spitze fein gezähnten, kräftig gelben Kronblättern, zahlreichen gelben Staubblättern und ebenfalls zahlreichen freien Fruchtknoten, aus denen sich verkehrt-eiförmige, runzelige, behaarte und mit einem hakenförmigen Schnabel versehene Früchtchen entwickeln.

Verbreitung: Das Adonisröschen gilt als sibirisch-osteuropäische Steppenpflanze, deren Hauptverbreitungsgebiet sich von Sibirien über Ost- und Südosteuropa bis nach Mitteleuropa erstreckt. Anzutreffen ist es an offenen, sonnigen Standorten wie Trocken- und Halbtrockenrasen sowie lichte Eichen- und Kiefernwälder auf kalkhaltigen Böden.

Droge: Die zur Blütezeit gesammelten, ganzen oder geschnittenen, getrockneten oberirdischen Teile.

Beschreibung der Droge: Der Stengel ist grün, bis 35 cm lang und bis 3 mm dick, rundlich, im oberen Teil oft flachgedrückt, markhaltig, deutlich längsgestreift, entweder kahl oder nur im oberen Teil behaart. Im unteren Teil finden sich schuppige, braunschwarze Niederblätter. Die kahlen oder nur fein behaarten, am Grunde sitzenden Blätter sind 2- bis mehrfach fiederschnittig geteilt mit sehr schmalen, fast fadenförmigen, ganzrandigen, spitzen Zipfeln. Die recht großen Blüten befinden sich einzeln am Ende der Stengel. Sie bestehen aus 10 bis 20, häufig 12, etwa doppelt so langen, gelben, kahlen, länglichspitzen, bis 20 mm langen Kronblättern mit deutlich sichtbaren Nerven, etwa halb so langen grünlichen, außen behaarten, leicht abfallenden Kelchblättern, zahlreichen Staubblättern oder deren Ansatzstellen und vielen Fruchtknoten mit einem zurückgekrümmten Griffel.

Geruch und Geschmack: Fast geruchlos. Geschmack schwach bitter und scharf.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Frühlingsadoniskraut, Adonisröschenkraut, falsches oder böhmisches Nieswurzkraut, böhmisches Christwurzkraut. Englisch: Herb of lynchis, Herb of spring Adonis. Lateinisch: Herba Adonidis vernalis.

Herkunft: Sammlung aus Wildbeständen. Hauptlieferländer sind Bulgarien, Russland und Ungarn.

Gewinnung der Droge: Nach dem Sammeln muss die Droge möglichst schnell und zugleich gründlich getrocknet werden, da die Droge eine ß-Glucosidase (Adonivernidase) enthält, die die Abspaltung der an die Aglykone der herzwirksamen Glykoside gebundenen Zucker katalysiert.

Inhaltsstoffe: Herzwirksame Glykoside: Cardenolidglykoside. Gehalt 0,2 bis 0,8 %, stark abhängig von Herkunft, Trocknung und Lagerung. Insbesondere Mono-, Di- und Triglykoside des k-Strophanthidins und Mono- und Diglykoside des Adonitoxigenins (Zuckerkomponenten: u. a. D-Glucose, D-Fucose, D-Digitalose, D-Cymarose, L-Rhamnose). Hauptkglykoside sind Cymarin und Adonitoxin., weitere in nenenswerter Menge vorkommende Glykoside k-Strophanthosid, k-Strophanthosid-ß und Vernadigin. Flavonoide: Flavon-C-glykosyle. Gehalt ca. 1%. Hauptkomponente ist Adonivernith (Orientin 2''-O-ß-D-xylopyranosid), weitere Komponente Vitexin. Weitere Inhaltsstoffe: Pflanzensäuren, Zuckeralkohole.

Wirkungen: Die in Adoniskraut enthaltenen herzwirksamen Glykoside steigern die Kontraktionskraft des Herzens. Die Wirksamkeit von Drogenauszügen selbst ist jedoch nicht ausreichend untersucht und ebenso ist die Resorptionsquote der Glykoside nicht bekannt. Im Tierversuch wurde ferner eine venentonisierende Wirkung nachgewiesen.

Anwendungsgebiete: Leicht eingeschränkte Herzleistung, besonders bei nervöser Begleitsymptomatik.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der russischen Volksheilkunde wird Adoniskraut gegen Wassersucht, bei Krämpfen, Fieber und Menstruationsanomalien angewendet. Ein Beweis der Wirksamkeit für diese Anwendungsgebiete existiert nicht.

Gegenanzeigen: Adoniskraut darf nicht angewendet werden bei gleichzeitiger Therapie mit herzwirksamen Glykosiden aus Digitalis (Fingerhut) sowie bei Kaliummangelzuständen.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt bei bestimmungsgemäßem Gebrauch. Bei Überdosierung kommt es zu Übelkeit, Erbrechen und Herzrhythmusstörungen.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Bei gleichzeitiger Gabe von Chinidin, Calcium, Saluretika, Laxantien und bei Langzeittherapie mit Glukokortikoiden können die Wirkungen und Nebenwirkungen von Adoniskraut verstärkt werden.

Dosierung und Art der Anwendung: Die Anwendung erfolgt meist in Form von Phytopharmaka, dabei häufig in Kombination mit anderen Drogen. Ansonsten wird auf einen definierten Gehalt an herzwirksamen Glykosiden eingestelltes Adonispulver verwendet, dessen mittlere Tagesdosis mit 0,6 g angegeben wird (maximal zulässige Tagesdosis 3,0 g, höchste Einzelgabe 1,0 g).

Sonstige Verwendung: Auch in der Homöopathie angewendet bei Herzschwäche.


Bilder:

Das in Deutschland im Allgemeinen recht seltene und daher unter Naturschutz stehende Adonisröschen ist bevorzugt in sonnenexponierten Lagen wie Trocken- und Halbtrockenrasen auf kalkhaltigen Böden anzutreffen, wo es zuweilen stattliche Bestände ausbilden kann, die infolge der frühen Blütezeit, zu der das Wachstum der Gräser noch nicht richtig begonnen hat, und der großen, leuchtend gelben Blüten weithin sichtbar sind (s. Abbildung links oben). Die bis 40 cm hohe Pflanze besitzt in der Regel sowohl blühende und nicht blühende Stengel, denen die typischen, mehrfach fiederschnittigen Blätter entspringen (s. Abb. links unten). Am Ende der Stengel befinden sich einzelne, im Durchmesser bis 7 cm große Blüten. Die Blütenhülle wird gebildet von den gelben Kronblättern und echten Kelchblättern, die breit-eiförmig sind und meiste eine rotviolette bis rotbraune Färbung aufweisen (s. Abb. rechts oben). Wie die meisten Hahnenfußgewächse besitzt das Adonisröschen zahlreiche freie Staubblätter und gleichfalls viele einzeln stehende Fruchtknoten (s. Abb. rechts unten).


Literatur: Deutsches Arzneibuch 1999; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Jäger EJ, Werner KW, Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 22a vom 05.05.1988 (Berichtigung 01.02.1990); Teuscher E, Melzig MF, Lindequist U, Biogene Arzneimittel, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database].


© Thomas Schöpke