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Echinacea-pallida-Wurzel - Echinaceae pallidae radix
[Ph. Eur. 7.0 (01/2008:1822) letzte Änderung 6.0]

Stammpflanze: Echinacea pallida (NUTT.) NUTT. / Blasser Sonnenhut [Fam. Asteraceae / Korbblütengewächse]. Synonyme: Brauneria pallida (NUTT.) BRITTON, Echinacea angustifolia HOOKER, Rudbeckia pallida NUTT. [Basionym]. Dt. Synonyme: Gattungssynonyme sind Igelblume, Igelkopf und Stachelkopf, synonyme Artbezeichnungen Blasse Kegelblume, Blasser Igelkopf sowie Blassfarbener schmalblättriger Sonnenhut. Englisch: Niggerhead, pale coneflower, pale echinacea, pale purple-coneflower, pale-flower echinacea.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Ausdauernde, 40 bis 120 cm hohe Pflanze mit einfachem, meist unverzweigten, unten zerstreut und oben dichter behaarten Stengel. Die dreinervigen, vorne zugespitzten Blätter sind länglich-lanzettlich bis länglich-elliptisch, ganzrandig, dunkelgrün und auf beiden Seiten rauhhaarig. Die gestielten Grundblätter erreichen eine Länge von 10 bis 35 cm und eine Breite von 1 bis 4 cm, die oberen Blätter sind kürzer und sitzend. Blütenköpfe etwa 3 cm breit. Außen finden sich in 3 bis 4 Reihen angeordnete Hüllblätter. Diese sind lanzettlich bis schmal länglich, 8 bis 17 mm lang, 2 bis 4 mm breit, rauhhaarig und am Rand gewimpert. Auffälligste Bestandteile der Blütenköpfe sind die zurückgebogen nach unten hängenden, purpurn, rosa oder weiß gefärbten Zungenblüten, die 4 bis 9 cm lang und 5 bis 8 mm breit sind. In der Mitte der Köpfe befinden sich bräunlich/dunkelrot-violette, 8 bis 10 mm lange Röhrenblüten. Die zwischen den Blüten stehenden, 10 bis 13 mm langen Spreublätter (= Tragblätter der Blüten) lassen sich in eine 8 bis 10 mm lange Spreite und eine 2,5 bis 3,5 mm lange Granne unterteilen. Früchte 3,7 bis 5 mm lang, kahl, mit einem nur als gezähntes Krönchen erhaltenen Pappus.

Verbreitung: Mittlerer Westen der USA, genauer im nordamerikanischen zentralen Tiefland von Indiana über Illinois, Iowa, Missouri, Arkansas bis nach Georgia und Texas. Östliche Grenze des natürlichen Verbreitungsgebiets ist das Appalachenplateau.

Droge: Die getrockneten ganzen oder geschnittenen unterirdischen Teile, die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Echinacosid von 0,2 % aufweisen.

Beschreibung der Droge: Die Ganzdroge besteht aus 10 bis 20 cm langen und 4 bis 20 mm dicken, zylindrischen, teilweise spiralig gedrehten und unregelmäßig verzweigten Wurzeln. Die Oberfläche ist rot- bis graubraun und deutlich längsgefurcht oder längs gerunzelt. Die Schnittdroge besteht aus 5 bis 10 mm langen, unregelmäßig geformten Wurzelstücken mit kurzfaserigem Bruch. Im Querschnitt ist eine höchstens 1 mm dünne Rinde, ein von gelblichen und grauschwarzen radialen Streifen durchzogener Holzkörper und ein weißlich-gelbes und meist kreisförmiges Zentrum zu erkennen. Besonders auffallend sind die je nach Alter in unterschiedlichem Ausmaß vorhandenen schwarzen, streifenförmig angeordneten Phytomelaneinlagerungen.

Geruch und Geschmack: Geruch eigenartig, schwach aromatisch, Geschmack zunächst leicht süßlich, später bitter.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Blasse Igelkopf-Wurzel, Blasse Kegelblumenwurzel, Blassfarbene schmalblättrige Kegelblumenwurzel, Echinaceawurzel, Sonnenhutwurzel. Englisch: Black Sampson root, coneflower root, kansas snakeroot, pale coneflower root, scurry root. Lateinisch: Radix Echinaceae pallidae.

Herkunft: In der Vergangenheit überwiegend aus Wildvorkommen in Nordamerika, in den zurückliegenden Jahren jedoch zunehmend kultiviert. Anbauländer sind Deutschland, Italien, ehemaliges Jugoslawien, Niederlande, Schweiz, USA und die Ukraine.

Gewinnung der Droge: Kultivierte Pflanzen werden mit einem Roder geerntet. Das Trocknen der Droge erfolgt an der Luft ohne zusätzliche Wärmeeinwirkung.

Inhaltsstoffe: Ketoalkenine und Ketoalkene: Zahlreiche Verbindungen, darunter die als besonders typisch für E. pallida geltenden Pentadeca- 8Z, 13Z- dien- 11-in-2-on und Pentadeca- 8Z, 11E, 13Z-  trien-2-on bzw. dessen Isomer Pentadeca- 8Z, 11Z, 13Z- trien-2-on. In oxidativ veränderten Wurzeln treten neben den genuinen Verbindungen obigen Typs auch einige in Position 8 hydroxylierte Derivate auf. Die für Echinacea purpurea charakteristischen Alkylamide sind nicht oder nur in sehr geringer Menge (z. B. Undeca- 2Z, 4E- dien- 8,10- diinsäureisobutylamid) vorhanden. Kaffeesäurederivate: Etwa 1 % Echinacosid, in geringerer Menge Caftarsäure (2-Caffeoylweinsäure) sowie die in E. purpurea in etwa 10facher Menge vorhandene Cichoriensäure. Chlorogensäure fehlt entweder völlig oder ist nur in sehr geringer Menge vorhanden. Ätherisches Öl: Gehalt 0,2 bis über 2,0 %. Hauptkomponenten sind Pentadeca-8Z-en-2-on und Pentadeca-1,8Z-dien. Außerdem finden sich weitere Alkene sowie verschiedene Ketoalkene und Ketoalkenine. Weitere Bestandteile: Polysaccharide und Glykoproteine.

Wirkungen: Immunstimulierend: In in vitro Untersuchungen bewirkte ein Ethanolextrakt eine Steigerung der Phagocytoserate menschlicher Granulocyten um 23 %. Einen noch stärkeren Effekt übte der Trockenrückstand der Chloroformausschüttelung aus. Bestätigt wurden diese Ergebnisse durch an Mäusen durchgeführte Experimente, bei denen nach 2tägiger peroraler Gabe eines Ethanolextraktes die Eliminationsrate von Kohlepartikeln im Vergleich zu einer Kontrollgruppe um den Faktor 2,2 gesteigert wurde. Das von niedermolekularen Bestandteilen mittels Dialyse befreite Retentat bewirkte eine Steigerung der Proliferationsrate von NMRI-Mäuse-Milzzellen und LPS-Low-Responder C3H/HeJ-Milzzellen, eine Erhöhung der Freisetzung von Zytokinen wie IL-1, IL-6 und TNF-alpha durch P388C-Mausmakrophagen und humane Monozyten sowie von IFN-aß durch isolierte Milzzellen von NMRI-Mäusen, eine Steigerung der Produktion von Stickstoffmonoxid durch alveoläre Mausmakrophagen und eine Verstärkung der Antikörperantwort, die mittels Erhöhung des IgM-Titers und der Anzahl plaquebildender Zellen von NMRI-Mäuse-Milzzellen im direkten und umgekehrten Hämolyse-Plaque-Assay gemessen wurde. Der Schwerpunkt der Wirkung lag im Gegensatz zu den aus den Wurzeln von Baptisia tinctoria und Echinacea purpurea sowie dem Kraut von Thuja occidentalis gewonnenen Retentaten bei der Förderung der Ausschüttung von IFN-aß. Die Wirksamkeit wurde sowohl in Zellsystemen als auch nach peroraler Applikation am Versuchstier ermittelt. Den Wirkungsmechanismus stellt man sich derart vor, dass die Immunantwort durch Kontakt mit den immunkompetenten Zellen der Kontaktstellen im Rachenraum und Darm ausgelöst wird, der eine Stimulation des gesamten Systems der unspezifischen Abwehr der Schleimhaut folgt. In einer klinischen Studie konnte ferner nachgewiesen werden, dass sich bei grippalen Infekten nach Applikation einer alkoholisch-wässrigen Tinktur die Krankheitsdauer bei Vorliegen einer bakteriellen Infektion von 13 auf 9,8 Tage und bei viralen Infektionen von 12,9 auf 9,1 Tage verkürzt bei gleichzeitig schnellerer Besserung der Symptome.

Anwendungsgebiete: Zur unterstützenden Therapie grippeartiger Infekte.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der nordamerikanischen Heimat wurde die Droge von den Indianern in vielfältiger Weise verwendet. Die äußerliche Anwendung erfolgte bei Wunden, Verbrennungen, Lymphdrüsenschwellungen sowie Insektenstichen und bei Hals- und Zahnschmerzen wurden die Wurzeln gekaut. Innerlich verwendete man Echinacea-pallida-Wurzel bei Kopfschmerzen, Magenkrämpfen, Husten, Erkältung, Masern, Gonorrhöe und als Gegenmittel bei Bissen von Klapperschlangen und anderen Vergiftungen. Einige der indianischen Anwendungsgebiete haben auch Eingang die die europäische Volksheilkunde gefunden. Äußerlich verwendet man die Droge hier lokal zur Wundbehandlung bei schlecht heilenden Wunden und entzündlichen Hauterkrankungen, entzündlichen und eitrigen Traumen, Abszessen, Furunkeln, Ulcus cruris und Herpes simplex, innerlich bei Kopfschmerzen und Stoffwechselstörungen. Die Wirksamkeit ist für keines der genannten Anwendungsgebiete wissenschaftlich belegt. Weiterhin ist zu beachten, dass nicht in jedem Fall sichergestellt ist, dass tatsächlich Echinacea pallida und nicht eine andere Echinacea-Art verwendet wurde.

Gegenanzeigen:  Aus grundsätzlichen Erwägungen nicht anzuwenden bei progedienten Systemerkrankungen wie Tuberkulose, Leukosen, Kollagenosen, multipler Sklerose, AIDS-Erkrankung, HIV-Infektion und anderen Autoimmunerkrankungen.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Die Anwendung zur unterstützenden Therapie grippeartiger Infekte erfolgt entweder mittels der aus nativem Trockenextrakt (Auszugsmittel 50prozentiger Ethanol, Verhältnis Extrakionsmittel zu Droge 7 – 11:1) hergestellten Tinktur oder mittels industriell hergestellter Fertigarzneimittel wie z. B. Pascotox® mono Tabletten, Esberitox® mono Tabletten oder Echinacea-ratiopharm® Tabletten. Die mittlere Tagesdosis sollte dabei einer Drogenmenge von 900 mg entsprechen. Zur Herstellung der Tinktur wird der Trockenextrakt in 5 Teilen 50prozentigem Ethanol aufgelöst. Besonders bewährt hat sich die Kombination mit anderen die Abwehrkräfte stärkenden Drogen in Form des Fertigarzneimittels Esberitox® Tabletten (Kombination mit den Wurzeln des Roten Sonnenhuts und des Wilden Indigo sowie dem Kraut des Lebensbaums). Besonders wichtig ist, dass die Anwendung sofort bei ersten Anzeichen eines grippalen Infekts begonnen wird oder sogar prophylaktisch bei akuter Ansteckungsgefahr vorgenommen wird [Art der Anwendung des Autors dieser Monographie: Bei ersten Anzeichen eines grippalen Infekts nehme ich 13 Tabletten Esberitox®, die ich langsam lutsche. Meistens geht es am folgenden Tag schon besser, so dass eine Fortsetzung der Therapie nicht erforderlich ist. Ansonsten Wiederholung der Prozedur oder Anwendung entsprechend der Angaben des Herstellers = 3 x tgl. 3 Tabletten. Mit Ausnahme einer echten Virusgrippe Anfang 2003 konnte ich so grippalen Infekten in den letzten Jahren komplett entgegenwirken.].


Bilder:

Anhand seiner charakteristischen Blütenköpfe ist auch der Blasse Sonnenhut relativ unschwer als Echinacea-Art zu erkennen. Die Blätter sind recht schmal, wodurch auf den ersten Blick die Abgrenzung vom Schmalblättrigen Sonnenhut (E. angustifolia) nicht ganz einfach ist. Die grundständigen Blätter sind relativ lang gestielt, die Stengelblätter zunehmend sitzend (s. Abbildung links). Die Stengel sind unverzweigt und schließen mit einem einzigen Blütenkörbchen ab. Dieses besteht aus rauhaarigen, am Rand gewimperten (auf der Abbildung rechts oben deutlich zu erkennen) Hüllblättern, den typischen, langen, herabhängenden, meist hellvioletten Zungenblüten und den dunkelrot-violetten Röhrenblüten (s. Abbildung rechts unten).

 


Literatur: Binns SE, Livesey JF, Arnason JT, Baum BR, Phytochemical variation in Echinacea from roots and flowerheads of wild and cultivated populations, J. Agricultural and Food Chemistry 50 (2002): 3673-3687; Europäisches Arzneibuch  5. Ausgabe, 2. Nachtrag; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 162 vom 29.08.1992; Oliff HS, Esberitox® improves lung function during bronchitis, HerbalGram 61 (2004): 20; Pellati F, Benvenuti S, Magro L, Melegari M, Soragini F, Analysis of phenolic compounds and radical scavenging activity of Echinacea spp., J. Pharmaceutical and Biomedical Analysis 35 (2004): 289-301; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; Teuscher E, Bodinet C, Lindequist U, Freudenstein J, Untersuchungen zu Wirksubstanzen pflanzlicher Immunstimulanzien und ihrer Wirkungsweise bei peroraler Applikation, Zeitschrift für Phytotherapie 25 (2004): 11-20; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke