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Süßer Fenchel - Foeniculi dulcis fructus [Ph. Eur. 7.1 (04/2011: 0825)]

Stammpflanze: Foeniculum vulgare MILLER ssp. vulgare var. dulce (MILLER)  BATTT. & TRAB. / Fenchel, Süßer Fenchel [Fam. Apiaceae / Doldengewächse]. Synonyme: Anethum foeniculum dulce SCHKUHR, A. foeniculum romanum HOFFM., A. panmorium ROXB. ex FLEMING, F. capillaceum ß sativum ARCANG., F. foeniculum f. hortorum VOSS, F. officinale hortorum ALEF., F. vulgare a cappilaceum b. sativum PAOLETTI, F. vulgare ß sativum PRESL. Dt. Synonyme: Gewürz-, Französischer, Kretischer-, Römischer-Fenchel, Mazedonischer Anis. Englisch: Sweet fennel.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze:  Ein- bis zweijährige, stattliche, 1,25 bis 2,5 m hoch werdende Pflanze (Unterscheidungsmerkmal zum Bitteren Fenchel). Ganze Pflanze unbehaart, seegrün bis bläulich bereift, mit intensivem, charakteristischem Geruch. Stengel aufrecht, am Grunde fingerdick, nach oben verästelt. Stengel weich und röhrig. Laubblätter sehr stark zerteilt (drei- bis vierfach fiederschnittig), untere gestielt, obere sitzend, im Umriss dreieckig bis dreieckig-eiförmig, mit sehr schmalem und feinem Endzipfel (Form und Fiederung der Laubblätter an Dill erinnernd!). Blattscheiden 3 bis 6 cm lang und aufrecht. Blüten mit gelben, gleich gestalteten, breit eiförmigen Kronblättern, in 6-bis 25strahligen Doppeldolden, die einen Durchmesser von bis 15 cm erreichen. Die Doldenstrahlen sind meist von unterschiedlicher Länge. Griffel zur Blütezeit sehr kurz, fast warzenförmig. Die Fenchelfrucht kann eine Länge von 4 bis 10,5 mm und eine Breite von 2 bis 3 mm erreichen. Beim Süßen Fenchel ist sie zumeist ziemlich langgestreckt, blass-weißlich gefärbt und im getrockneten Zustand angenehm süßlich schmeckend. Die Hauptrippen springen dreikantig hervor und werden durch etwa ebenso breite Tälchen voneinander getrennt. Die Randrippen springen etwas stärker hervor und schließen eng aneinander an.

Verbreitung: Mittelmeerraum. Natürliche Vorkommen von Pfeffer-Fenchel von den Kanarischen Inseln bis nach Syrien mit einem Verbreitungsschwerpunkt auf Sizilien. Von dort verschleppt bis nach England, nach Südtirol, Deutschland und Argentinien. Garten-Fenchel nach Verwilderung heute vom Mittelmeergebiet bis nach Persien, Indien und China.

Droge: Die getrockneten, ganzen Früchte und Teilfrüchte, die mindestens 20 ml/kg ätherisches Öl enthalten, welches zu mindestens 80,0 % aus Anethol besteht.

Beschreibung der Droge: Die Droge ist blassgrün oder blassgelblichbraun gefärbt und besteht normalerweise ausschließlich aus den kahlen Teilfrüchten. Die ganzen Früchte sind nahezu zylindrisch, unten breit abgerundet und oben verschmälert. Sie besitzen ein breites Griffelpolster. Die Länge beträgt 3 bis 12 mm, die Breite 3 bis 4 mm. Die Teilfrüchte tragen 5 deutlich hervortretende, leicht gebogene Rippen. Im Querschnitt sind unter Lupe auf der Rückseite 4 und auf der Vorderseite 2 Sekretkanäle sichtbar. 

Geruch und Geschmack: Geruch mild, süßlich, Geschmack würzig-süß, an Anis erinnernd (Gehalt an Anethol).

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Gewürz-, Französischer-, Kretischer-, Römischer-Fenchel, Mazedonischer Anis. Englisch: sweet fennel fruit. Lateinisch: Fructus Foeniculi dulcis, Fructus Foeniculi kretici, Foeniculum dulce.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Wichtigstes Anbauland ist Frankreich. Bedeutungsvoll sind weiterhin Ägypten, Bulgarien, China, Indien und die Türkei.

Inhaltsstoffe: 2 bis 8,5 % ätherisches Öl mit 1,5 bis 3,0 % ätherisches Öl mit 80-95 % trans-Anethol (nach PhEur mind. 80,0 %) als Hauptkomponente. Wie im Bitteren Fenchel auch Estragol und Fenchon (PhEur Reinheitsprüfung: höchstens 10 % bzw. 7,5 %!). In nennenswerter Menge ferner ca. 20 % fettes Öl und 30 % Proteine. Ferner eine Vielzahl niedermolekularer Verbindungen (Flavonoide, organische Säuren und Cumarine), ausnahmslos jedoch nur in geringer Konzentration vorliegend.

Wirkungen: Förderung der Magen-Darm-Motilität, in höheren Konzentrationen spasmolytisch. Die Hauptkomponenten des ätherischen Öls (Anethol/Fenchon) im Bereich der Atemwege sekretolytisch. Im Tierexperiment wurde eine Erhöhung der mukozilliaren Aktivität des Flimmerepithels nachgewiesen.

Anwendungsgebiete: Seltener genutzt als Bitterer Fenchel, prinzipiell aber ebenso bei Verdauungsbeschwerden wie leichten, krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl und Blähungen sowie bei Katarrhen der oberen Luftwege.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der Volksheilkunde ebenfalls überwiegend innerlich bei Verdauungsbeschwerden. Daneben zahlreiche weitere Anwendungsgebiete, wobei die Wirksamkeit zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausreichend belegt ist (Ausnahme Hustenerkrankungen). Dazu zählen die Verwendung bei Amenorrhoe, als Lactagogum bei verminderter Milchsekretion, bei Bronchitis, als Expektorans und bei krampfartigen Durchfällen. Bei Kindern bei blähungsbedingten Koliken, bei Säuglingen bei Dyspepsie mit Durchfall.

Gegenanzeigen: Im Fall der in Form von Teeaufgüssen verwendeten Droge bzw. bei Zubereitungen, deren Gehalt an ätherischem Öl damit vergleichbar ist, keine Gegenanzeigen bekannt. Andere (höher konzentrierte) Zubereitungen dürfen während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.

Unerwünschte Wirkungen: In Einzelfällen sind allergische Reaktionen von Haut und Atemwegen möglich.

Dosierung und Art der Anwendung: Keine Standardzulassung für Süßen Fenchel, für Bitteren Fenchel dort gemachte Angaben sollten jedoch auch für Süßen Fenchel anwendbar sein, d. h. also soweit nicht anders verordnet, wird 2-3mal täglich eine Tasse des wie folgt bereiteten Teeaufgusses getrunken: 1 Teelöffel voll (ca. 2,5 g) kurz vor Gebrauch zerstoßener Bitterer Fenchel oder die zerkleinerte entsprechende Menge in einem oder mehreren Aufgussbeutel(n) wird mit siedendem Wasser (ca. 150 ml) übergossen und nach etwa 10 bis 15 Minuten gegebenenfalls durch ein Teesieb gegeben. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann der Teeaufguss auch zum Verdünnen von Milch oder Breinahrung verwendet werden.

Dauer der Anwendung: Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche andauern oder periodisch wiederkehren, wird die Rücksprache mit einem Arzt empfohlen.

Sonstige Verwendung: Gelegentlich im Haushalt wie Kümmel als Küchengewürz bei Zubereitung von Fleisch, beim Einmachen von Gurken und Sauerkraut, bei der Käseherstellung und beim Brotbacken (Tirol!).


Bilder:
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Mit seinen mehrfach gefiederten Blättern mit den fädigen Spreitenabschnitten ähnelt der Fenchel sehr stark dem Dill, ist aber wesentlich stattlicher und kann eine Höhe von bis 2 m entwickeln (Abbildung rechts). Auch hinsichtlich der gelben Blütenfarbe (Abbildung unten) besitzt die Pflanze einige Gemeinsamkeiten mit dem Dill (Anethum graveolens).

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© Thomas Schöpke