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Guajakharz - Guaiaci resina

Stammpflanzen: Guaiacum officinale L. und G. sanctum L. / Guajakholzbaum [Fam. Zygophyllaceae / Jochblattgewächse]. Synonyme: G. sanctum: Guaiacum verticale ORTEGA. Dt. Synonyme: (gelten für beide Arten): Blatternholz, Bockenholz, Elfenhornholz, Ellensankt, Franzosenholz, Heiliges Holz, Indianischholtz, Lebensholz, Pockenholz, Pockholz, Schlangenholz. Englisch: Guaiacum, lignum-vitae (gelten für beide Arten), holywood (G. sanctum).

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Immergrüne Bäume mit paarig gefiederten Blättern und kleinen, dreieckigen, früh abfallenden Nebenblättern. Die aus Kelch- und Kronblättern bestehende Blütenhülle ist fünfzählig, die Anzahl der Staubblätter 10, der Fruchtknoten oberständig. Aus diesem entwickelt sich eine Kapselfrucht, die in jedem Fach einen Samen enthält. G. officinale wird bis 13 m hoch. Die 2- bis 3-paarig gefiederten Blätter sind gegenständig, kurz gestielt und ledrig, die Blattfiedern schief eiförmig oder länglich, stumpf und ganzrandig. Die blassblauen Blüten sind zu sechst bis zehnt in etwa 2 cm lang gestielten Scheindolden angeordnet. Aus dem zweifächrigen Fruchtknoten entwickelt sich eine ebenfalls zweifächrige, herzförmige, von den Seiten zusammengedrückte Kapselfrucht, die in jedem Fach einen Samen enthält. G. sanctum wird nur etwa 9 m hoch. Die Blätter sind drei- bis vierpaarig gefiedert, die Fiedern kurz bespitzt. Die Früchte von G. sanctum sind fünfflügelig und fünffächrig.

Verbreitung: G. officinale ist in Florida, Guayana, Surinam, Venezuela, Kolumbien und der gesamten Karibik heimisch. Anzutreffen ist die Art besonders an trockenen Standorten auf kalkhaltigen Böden. Das natürliche Verbreitungsgebiet von G. sanctum erstreckt sich von den Bahamas und Florida bis nach Kuba, Hispaniola und Puerto Rico in der Karibik sowie über die mexikanischen Provinzen Campeche, Chiapas, Quintana Roo und Yucatan, Guatemala, Honduras, El Salvador bis nach Costa Rica in Mittelamerika.

Droge: Das aus dem Kernholz gewonnene Harz.

Beschreibung der Droge: Je nach Handelssorte unterschiedlich. Das seltener gehandelte Resina Guajaci in lacrimis besteht aus walnussgroßen, kugeligen oder fast kugeligen Körnern oder Tränen, die innen dunkelrotbraun gefärbt und außen schmutzig grünlich bestäubt sind. Überwiegend gehandelt wird das Resina Guajaci in massis. Dieses besteht aus 1 bis 3 cm großen, rötlich- oder grünlichbraunen, harten, spröden Stücken mit glänzendem Bruch. Häufig ist es mit Holz und Rindenstückchen verunreinigt.

Geruch und Geschmack: Scharfer und kratzender Geruch, besonders beim Erwärmen an Benzoe erinnernder, angenehmer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Guajacum, Guajakharz, Gummi Guajaci. Englisch: Guajacum resin. Lateinisch: Resina Guajaci.

Herkunft: Fast ausschließlich von der Insel Gonaive (kleine, ca. 50 km lange und 10 km breite, in der Gonaive-Bucht zwischen Haiti und Kuba gelegene Insel).

Gewinnung der Droge: Zur Gewinnung des in sehr geringer Menge bereits ohne menschliche Eingriffe austretenden Guajakharzes werden Einschnitte in das Kernholz vorgenommen. Nach dem Austritt erstarrt das Harz zu Körnern von einem Durchmesser von bis zu 5 cm (Resina Guajaci in lacrimis). Zur Gewinnung des Resina Guajaci in massis werden etwa 1 m lange Stamm- und Aststücke der Länge nach durchbohrt und am Feuer erwärmt, wobei das Harz ausschmelzt. Seltener wird das Holz zerkleinert und mittels Salzwasser ausgekocht. Eine weitere Möglichkeit der Harzgewinnung besteht in der Extraktion mit Ethanol oder anderen Lösungsmitteln. Mit Holz und Rindenstücken verunreinigtes Harz wird vor einer pharmazeutischen Verwendung durch Lösen in Weingeist und Eindampfen gereinigt (Resina Guajaci depurata).

Inhaltsstoffe: Die Inhaltsstoffe von Guajakharz werden meist untergliedert in die petroletherlöslichen (ca. 15 % des Harzes) und etherlöslichen Bestandteile (ca. 70 %). Hauptinhaltsstoffe beider Fraktionen sind Lignane mit (-)-Guajaretsäure (= Dehydro-guaialignan), (-)-Dihydroguajaretsäuremeso-Dihydroguajaretsäure, meso-Nordihydroguajaretsäure, Guajacin, Isoguajacin, Furoguajacin (= Dehydro - guaiamono - epoxylignan = α-Guajaconsäure), Methylfuroguajacin (= 4'- Methyl - dehydro - guaiamono - epoxylignan) und den Tetrafuroguajacine A und B als bekannten Vertretern. Neben den Lignanen enthält die Droge noch geringe Mengen an ätherischem Öl.

Wirkungen: Der Droge wird eine antirheumatische, entzündungshemmende, harntreibende, leicht abführende und schweißtreibende Wirkung zugesprochen. In der wissenschaftlichen Literatur dokumentierte Nachweise für diese Wirksamkeit sind nicht vorhanden.

Anwendungsgebiete: Die Anwendung der Droge erfolgt ausschließlich in der Volksheilkunde. Traditionelle Anwendungsgebiete in den Heimatländern der Pflanze sind Syphilis, Hautleiden und Rheumatismus. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten ist nicht belegt.

Gegenanzeigen: Keine bekannt

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. In Untersuchungen zur Toxizität der Droge betrug die tödliche Dosis nach peroraler Gabe bei  Mäusen über 2 g/kg Körpergewicht, bei Ratten über 5 mg/kg KG und bei Meerschweinchen 1,12 g/kg KG. Auch in Tierversuchen zur chronischen Toxizität wurden keine nennenswerte Beeinflussung der untersuchten Parameter beobachtet.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Beim innerlichen Gebrauch werden zwei bis dreimal täglich ca. 0,3 g der Droge in geeigneter Zubereitung angewendt. Bei Verwendung der Tinktur beträgt die Einzeldosis 30 bis 50 Tropfen.

Sonstige Verwendung: In der Lebensmittelindustrie als Antioxidans zur Haltbarmachung vorwiegend tierischer Fette verwendet. Die 2prozentige Lösung von Guajakharz in Essigsäure oder absolutem Ethanol ist ein Reagenz auf Oxidasen, Peroxidasen und verschiedene andere oxidierend wirkende Stoffe, welches zum Nachweis von Blut im Harn oder Stuhl (okkultes Blut im Stuhl; = Haemoccult-Test nach Greegor) verwendet wird.


Bilder:

Die Guajakholzbäume sind kleine, bis 13 hohe, immergrüne Bäume (s. Abbildung links) mit paarig gefiederten Blättern. Die Blattfiedern von G. officinale sind schief eiförmig, vorne rundlich und ganzrandig und die radiärsymmetrischen Blüten sind in wenigblütigen, kurz gestielten Scheindolden angeordnet (s. Abbildung rechts oben). Die Zahl von Kelch- und Kronblättern beträgt 5, die der Staubblätter 10. Typisch für G. officinale ist der flache, von den Seiten zusammengedrückte, herzförmige Fruchtknoten (s. Abbildung rechts unten), aus dem sich eine ebenso gestaltete Frucht entwickelt.


Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Flückiger FA, Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches, Verlag Rudolph Gaertner, Berlin 1867; Madaus G, Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Thieme Verlag, Leipzig 1938; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004.


© Thomas Schöpke