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Lavendelblüten - Lavandulae flos [Ph. Eur. 7.1 (04/2011:1534)]

Stammpflanze: Lavandula angustifolia MILL. / Echter Lavendel [Fam. Lamiaceae / Lippenblütengewächse]. Synonyme: Lavandula angustifolia EHRH., Lavandula officinalis CHAIX ex VILL., Lavandula spica L. p.p., Lavandula spica LOIS var. angustifolia ALL., Lavandula vera DC., Lavandula vulgaris var. a LAM. Dt. Synonyme: Kleiner Speik, Lavander, Lavendel. Englisch: Common lavender, true lavender.

Artgliederung: Bei natürlich vorkommendem Lavendel Unterscheidung von zwei Varietäten, der var. delphinensis JORD., die nur in höheren Bergregionen anzutreffen ist, und der var. fragrans JORD, die bevorzugt in den tieferen Lagen ab 600 m vorkommt (beide beschrieben als Varietäten von L. officinalis CHAIX.). Ferner Abgrenzung einer ssp. pyrenaica DC., die auch als eigenständige Art beschrieben ist (L. pyrenaica DC.).

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Bis ca. 60 cm hoch werdender Halbstrauch. Äste stark verzweigt und aufrecht. Blätter lineal-lanzettlich, zu beiden Seiten hin verschmälert, vorne stumpf, mit mehr oder weniger stark eingerolltem Rand. Untere Blätter weiß-filzig, obere graugrün. Blüten in zahlreichen Scheinquirlen, die eine Ähre vortäuschen, am Ende flaumig behaarter Stiele. Scheinquirle mit 6 bis 10 Blüten. Kronblätter etwa 1 cm lang, blau, mit langer Röhre, die nur zum Teil vom etwa 5 mm langen Kelch umgeben wird. Staubblätter 4, in der Kronröhre verborgen. Die Klausen(früchte) sind glänzendbraun.

Verbreitung: In Höhenlagen ab 600 m im westlichen Mittelmeergebiet sowie in Dalmatien und Griechenland. Bei Lavendel, der in tieferen Lagen anzutreffen ist, handelt es sich um eine Kreuzung mit Lavandula latifolia MEDIK. (Großer Speik).

Droge: Die getrockneten Blüten, die bezogen auf die wasserfreie Droge einen Mindestgehalt an ätherischem Öl von 13 ml/kg (= 1,3 Prozent) aufweisen.

Beschreibung der Droge: Auffallend ist vor allem der blau bis blauviolett gefärbte, rippige, behaarte Kelch, der 5 bis 6 mm lang ist und eine röhrenförmig-ovale Form aufweist. Auf den Kelchblättern sitzen 4 unscheinbare Zähne und 1 auffälliger Zahn, der ein herzförmiges bis ovales, hervorstehendes Lippchen bildet. Die Kronblätter sind im getrockneten Zustand stark geschrumpft, nur noch selten blau, in der Regel bräunlich und daher eher unscheinbar.

Geruch und Geschmack: Kräftig aromatischer, charakteristischer Geruch und bitterer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Blafender, Lavander. Englisch: Lavender flowers. Lateinisch: Flores Lavandulae, Flos Lavandulae, Flores Spicae.

Herkunft: Praktisch ausschließlich aus dem Anbau. Hauptlieferland ist Frankreich, weiteres Drogenmaterial stammt aus Osteuropa. Die Ernte erfolgt zumeist kurz vor der völligen Entfaltung der Blüten.

Inhaltsstoffe: Wichtigste Komponente ist das ätherische Öl, welches zu etwa 1 bis 3 % enthalten ist. Dieses überwiegend aus Monoterpenen bestehend. Hauptkomponenten sind Linalylacetat (30 - 35 %) und Linalool (20 - 35 %), weitere nennenswerte Bestandteile ß-Ocimen, Cineol und Campher sowie das Sesquiterpen Caryophyllenepoxid. Weitere nennenswerte Bestandteile sind Gerbstoffe (angeblich bis 13 %), Cumarinderivate (Umbelliferon und Herniarin), Sterole und Triterpene (u. a. Ursolsäure) reichlich Phenylcarbonsäuren (u. a. Rosmarinsäure, Ferulasäure, Kaffeesäure, p-Hydroxybenzoesäure) und Flavonoide.

Wirkungen: Bei innerlicher Anwendung beruhigend und entblähend. Ausreichende pharmakodynamische Untersuchungen an Mensch und Tier sind allerdings nicht bekannt.

Anwendungsgebiete: Innerlich angewendet bei Befindungsstörungen wie Unruhezustände, Einschlafstörungen, funktionelle Oberbauchbeschwerden (nervöser Reizmagen, ROEHMHELD-Syndrom, Meteorismus, nervöse Darmbeschwerden). In der Balneotherapie zur Behandlung von funktionellen Kreislaufstörungen.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerlich angewendet bei Krämpfen, Migräne und Asthma bronchiale, als Bestandteil von Einreibemitteln bei rheumatischen Beschwerden. Häufig zur Bereitung von Lavendelbädern, die zur Beruhigung, bei Verspannungen, Erschöpfungszuständen oder schlecht heilenden Wunden eingesetzt werden. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten wurde bisher nicht bewiesen.

Gegenanzeigen: Nicht bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Nicht bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Nicht bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Soweit nicht anders verordnet zur innerlichen Anwendung als Tee 1 bis 2 Teelöffel voll Droge pro Tasse kochendes Wasser (10 min ziehen lassen, 3 Tassen täglich). Bei Verwendung von Lavendelöl gibt man 1 bis 4 Tropfen (ca. 20 bis 80 mg) auf ein Stück Würfelzucker. Zur äußeren Anwendung als Badezusatz 20 bis 100 g Droge auf 20 l Wasser (Droge mit der halben Menge Wasser vermischen, 10 min aufkochen und mit der gleichen Menge Wasser auffüllen).

Sonstige Verwendung: Das aus Lavendelblüten gewonnene ätherische Öl wird z. T. in der Pharmazie als Geruchskorrigenz für extern angewendete Arzneimittel (bsd. Salben) verwendet, hauptsächlich jedoch in großem Maßstab in der Parfümindustrie, Kosmetik und Seifenindustrie.


Bilder:
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Lavandula angustifolia: Der Halbstrauch erreicht im Durchschnitt eine Höhe von gut einem halben Meter. Auffallend sind die eigenartig blau gefärbten Blüten (Lavendelblau), die in dichten Scheinähren am Ende der fast senkrecht aufragenden Blütenstiele angeordnet sind.

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Literatur: Deutscher Arzneimittel Codex (DAC) 1998, L-030, 1-5. Europäisches Arzneibuch, 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 5, Drogen E-O, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1994, S. 630-644; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 228 vom 05.12.84 (Berichtigung 13.03.90); M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997.


© Thomas Schöpke