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Petersilienwurzel - Petroselini radix

Stammpflanzen: Petroselinum crispum (MILL.) NYM. ex A. W. HILL / Petersilie [Fam. Apiaceae / Doldenblütengewächse]. Synonyme: Apium crispum MILL., Apium hortense E. H. L. KRAUSE, Apium laetum SALISB., Apium petroselinum L., Apium romanum ZUCCAGNI, Apium vulgare LAM., Carum petroselinum (L.) BENTH. & HOOK. f., Carum vulgare DRUCE, Helosciadium oppositifolium REUSS, Ligusticum levisticum ELSMANN, Petroselinum hortense auct., Petroselinum macedonicum (LONITZER) BUBANI, Petroselinum petroselinum KARST., Petroselinum romanum SWEET, Petroselinum sativum HOFFM., Petroselinum vulgare LAG., Selinum petroselinum E. H. L. KRAUSE, Sium oppositifolium KIT., Wydleria portoricensis DC. Dt. Synonyme: Die meisten der sonstigen deutschsprachigen Bezeichnungen sind ebenfalls vom Namen „Peter“ abgeleitet. Hierzu zählen u. a. Petersilgen, Peterseil, Peterzölge, Peterschilling, Peterzimmel, Peterskräuschen und Pittersilch. Weitere Synonyme sind Garten-Eppichech, Junggesellenkraut, Kruuskrut, Lungenwurzel, Sechworzl, Suppenkraut und Zickzackkraut. Englisch: parsley.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Zweijähriges Kraut mit typischem, würzigen Geruch. Es existieren zwei Unterarten: Petroselinum crispum ssp. crispum / Blattpetersilie und Petroselinum crispum ssp. tuberosum (BERNH.) MART. CROV. / Wurzelpetersilie. Die fast faserlose, senkrecht wachsende Wurzel ist bei der ssp. crispum dünn und bei der ssp. tuberosum dick spindel- bis rübenförmig. Im ersten Lebensjahr nur Ausbildung einer grundständigen Blattrosette mit lang gestielten Blättern. Stengel mit Blütendolde werden erst im 2. Lebensjahr ausgebildet (Blütezeit Juni bis Juli). Ganze Pflanze unbehaart. Der 30 bis 100 cm hohe Stengel ist aufrecht, rund und zart gerillt. Etwa von der Mitte an verzweigt er sich rutenförmig, wobei die oberen Zweige häufig gegenständig oder quirlig angeordnet sind und die Enddolde überragen. Die Laubblätter sind dunkelgrün und auf der Oberseite glänzend. Die Grundblätter und unteren Stengelblätter sind gestielt, im Umriss dreieckig und mehrfach gefiedert, bei verschiedenen Zuchtformen auch kraus. Obere Laubblätter weniger stark gegliedert, kürzer gestielt bis sitzend, Zipfel letzter Ordnung sehr schmal und ganzrandig. Oberste Laubblätter oft nur einfach 3- bis 5schnittig. Blüten in Doppeldolden mit 10 bis 20 Döldchen. Stiele der Dolde lang, alle mit etwa gleicher Länge, Hüllblätter lanzettlich-pfriemlich und hautrandig, Hüllchenblätter meist 6 bis 8, linear-pfriemlich, kaum hautrandig, etwa halb so lang wie die Stiele der zwittrigen oder männlichen Blüten. Kronblätter ca. 2 bis 3 mm lang, grüngelb, zuweilen auch rötlich überlaufen. Frucht ist breit-eiförmig, am Grunde fast herzförmig, graubraun, 2,5 bis 3 mm lang und bis 2 mm breit.

Verbreitung: Petersilie ist nur als zuweilen verwildernde Kulturpflanze bekannt. Die Kultivierung erfolgt nahezu weltweit. Als Ursprungsgebiet der Kulturpflanze wird das Mittelmeergebiet angesehen.

Droge: Die getrockneten unterirdischen Teile bzw. getrockneten Wurzeln von Petroselinum crispum (MILL.) NYM. ex A. W. HILL, insb. der ssp. tuberosum.

Beschreibung der Droge: Die Ganzdroge besteht aus den ca. 15 cm langen und ca. 2 cm breiten, etwas gedrehten, meist der Länge nach zerschnittenen Wurzeln. Die Farbe variiert von gelblichweiß bis rötlichgelb, die Oberfläche ist grob gerunzelt und im oberen Teil quer geringelt, der Bruch hart und etwas uneben. Die Schnittdroge besteht aus ebenso gefärbten Wurzelstückchen mit grobrunzeliger Oberfläche und stellenweise feiner, bräunlicher Querriegelung. An den Bruchstücken, die den Querschnitt der gesamten Wurzel umfassen, ist von außen nach innen die breite, schmutzigweiße Rinde, die dunkelbraune Kambiumlinie und der außen zitronengelbe und innen weiße Holzkörper zu erkennen. Rinde und Holzkörper sind durch braune Markstrahlen radial gestreift.

Geruch und Geschmack: Der Geruch ist eigentümlich aromatisch, der Geschmack süßlich und etwas scharf.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Knollenpetersilie, Peterleinwurzeln, Petroselinum-sativum-Wurzel, Wurzelpetersilie. Englisch: Parsley root, Petroselinum. Lateinisch: Radix Apii hortensis, Radix Petroselini.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Der überwiegende Teil der Droge stammt aus Deutschland. Gelegentlich auch importiert aus Ungarn, der Tschechei und der Slowakei.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl: Gehalt 0,05 bis 0,12% in den Wurzeln der ssp. tuberosum, bis 0,7 % in den Wurzeln der ssp. crispum. Hauptkomponenten des Öls sind die Phenylpropanderivate Apiol und Myristicin sowie das Monoterpen ß-Pinen, bei ssp. crispum zusätzlich Terpinolen (Anteil in dieser Unterart bis 43 %). Nebenkomponenten des Öls beider Unterarten sind Elemicin, α-Pinen, R-(+)-Limonen, ß-Bisabolen, ß-Sesquiphellandren und Germacren A. Flavonoide: Gehalt bis 1,2 %, Hauptkomponente ist Apiin (= Apigenin-7-apiosylglucosid). Phthalide (wesentlich verantwortlich für den Geruch der Droge): Senkyunolid, Ligustilid und Butylphthalid. Furanocumarine: Hauptkomponente ist Oxypeucedanin (Gehalt 89 mg pro kg Frischgewicht), Nebenkomponenten sind Bergapten (1 bis 9 mg/kg), Imperatorin (3 mg/kg), Isopimpinellin (2,3 mg/kg), Xanthotoxin (0,3 bis 1,5 mg/kg) und Psoralen (0 bis 0,5 mg/kg). Polyacetylene: u. a. Falcarinol, Falcarinon und Falcarinonol.

Wirkungen: Der Droge wird eine diuretische Wirkung sowie eine Förderung der Kontraktion des Uterus zugesprochen. Es liegen jedoch keine Ergebnisse pharmakologischer Untersuchungen vor, welche die postulierte Wirkung bestätigen.

Anwendungsgebiete: Zur Durchspülung bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege und zur Durchspülungstherapie zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Neben der Verwendung als harntreibendes Mittel bei Wassersucht, Nieren- und Blasenleiden sowie als Mittel gegen Blähungen steht in der Volksheilkunde die Verwendung bei Menstruationsbeschwerden im Mittelpunkt. Eine Wirksamkeitsnachweise für die genannten Anwendungsgebiete existiert nicht.

Gegenanzeigen: Petersilienwurzel darf nicht während der Schwangerschaft und bei Vorliegen von entzündlichen Nierenerkrankungen angewendet werden. Ebenfalls darf die Droge nicht zur Durchspülungstherapie bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit verwendet werden.

Unerwünschte Wirkungen: In seltenen Fällen sind allergische Haut- oder Schleimhautreaktionen möglich. Bedingt durch den Gehalt an Furanocumarinen sind insbesondere bei hellhäutigen Personen phototoxische Reaktionen möglich.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Soweit nicht anders verordnet sollten täglich 6 g Petersilienwurzel verwendet werden. Zur Herstellung eines Tees 2 g fein geschnittener Droge (etwa 1 Teelöffel) mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, bedeckt stehen lassen und nach 10 bis 15 Minuten durch ein Teesieb geben. Dreimal täglich eine Tasse trinken. Verbreitet ist die Kombination von Petersilienwurzel mit anderen harntreibend wirkenden Drogen.


Bilder:

Die Petersilie ist ein zweijähriges Kraut, welches im ersten Jahr nur die grundständige Blattrosette ausbildet (Abbildung links). Die Blätter sind mehrfach gefiedert. Die bei käuflich erhältlicher Petersilie oft zu beobachtenden krausen Blätter sind nicht arttypisch sondern ein Ergebnis von Züchtungen.


Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 43 vom 02.03.1989; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; Teuscher E, Melzig MF, Lindequist U, Biogene Arzneimittel, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke